SV Bonlanden - TSV B 0:3 - Auszug aus StgtN. vom 31.10.23
Rudi Scherrle, 31.10.2023
Bild: FuPA-Elf der Woche mit 4 lila Jungs Matej Livancic, Henry Alber, Julian Schock u. Julijan Milos
TSV B: Absolut verdienter Derbysieger
Mit einer sehr konzentrierten Leistung bezwingt die Erste Mannschaft den bisherigen Tabellenführer SV Bonlanden im Derby mit 0:3. Alle, auch der Gegner, waren sich einig, dass das Ergebnis absolut in Ordnung geht. Die Tore erzielten Julijan Milos 2x und Julian Schock.
Auszug aus StgtN. vom 31.10.23
Das Milchbubi-Team stürzt den Spitzenreiter
Der Bernhausener Julijan Milos (links, hier gegen Jonathan Baur) war im Derby mit zwei Toren einer der Gewinner. Foto: Günter Bergmann
Harald Landwehr (StN -FZ)
Mit einem 3:0 im Derby sorgen die Fußballer des TSV Bernhausen für die Überraschung des Bezirksliga-Spieltags.
Führungswechsel in der Tabelle, Führungswechsel in der Torschützenliste, dazu einer der bisherigen Topscorer dieser Saison im Krankenhaus – das sind die Schlagzeilen des neunten Spieltags der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga. Das sportliche Ausrufezeichen setzte dabei ausnahmsweise einmal keiner des enteilten Spitzenduos, sondern der Dritte im Schicksalsbund der drei Filderstädter Landesliga-Absteiger. Der TSV Bernhausen stürzte mit einem überraschenden Derby-3:0 seinen bislang noch ungeschlagenen Ortsrivalen SV Bonlanden von Platz eins – wobei die personellen Umstände genauso aufhorchen lassen wie das Ergebnis. Wer dieser Tage kein regelmäßiger Besucher des TSV Bernhausen ist, hätte jedenfalls durchaus stutzig werden können. War man auf dem richtigen Sportplatz? Oder hatten die Fleinsbachkicker ihrerseits versehentlich die falsche Mannschaft geschickt? Statt der Männer eines ihrer Nachwuchsteams? Doch keine Sorge: Es hatte alles schon seine Richtigkeit, und schließlich eine umso erstaunlichere, als die vermeintliche Milchbubi-Truppe am Sonntag mal eben den bisherigen Tabellenführer aus dessen Stadion ballerte. Wie gesagt: 3:0. Mit sieben U-21-Kickern in der Aufstellung erteilten die „Veilchen“ ihrem Nachbarn SV Bonlanden eine Abfuhr, die im Kontrast zum bisherigen Saisonverlauf steht. Zugleich unterstrichen sie quasi mit Rotstift den vom eigenen Verein eingeschlagenen Weg.
„Jugend forsch“ – so lautet die wieder belebte Bernhausener Devise unter dem neuen Trainer Roko Agatic, nachdem diese beim zuletzt dann nur einjährigen Landesliga-Gastspiel etwas auf der Strecke geblieben war. Und diese Linie zieht der Ex-Profi seit seinem Einstieg im Sommer konsequent durch. „Ich arbeite sehr gern mit jungen Spielern. Es macht Spaß mit ihnen“, sagt Agatic, Anlaufprobleme wie an den ersten Spieltagen sowie altersbedingte Leistungsschwankungen mit einkalkuliert. Inzwischen aber steigt seit ein paar Wochen die Kurve. Aktuell verhalf Agatic in Como Lombardo einem sogar erst 17-Jährigen zum Startelf-Debüt.
Zu den Matchwinnern wurden zwei nur unwesentlich Ältere. Julijan und Julian machten den auch in der Höhe verdienten Auswärtscoup perfekt. Der eine, Julijan Milos, wartete mit einem Toredoppelpack auf, darunter ein 25-Meter-Kracher. Der andere, Julian Schock, war mit dem Kopf zur Stelle. Freilich, ebenso Teil der Wahrheit: dies alles auch gegen einen an diesem Tag indisponierten Spitzenreiter. Der Agatic-Gegenüber Klaus Kämmerer sieht es trocken so: „Wir waren ein dankbarer Aufbaugegner. Ich müsste schwer überlegen, welcher Spieler bei uns Normalform erreicht hat.“ Nicht als Entschuldigung gelten lassen will er dabei, dass in Danijel Zugac (für fünf Tage beruflich in den USA) und Tobias Hornung zwei herausragende Kräfte von zuletzt fehlten. Letzterer war im Pokalnachholspiel beim FSV Waldebene Ost II (3:1) nach einem Bodycheck des Gegners im Fangzaun gelandet. Die Folge: eine Platzwunde am Kopf. In der Tabelle sind die Bonlandener den Platz an der Sonne damit nach zwei Wochen wieder los. Lachender Dritter ist der Vorgänger und Nun-wieder-Erste TSV Plattenhardt. Jenem reichte zur Rückkehr an die Spitze ein 3:1-Arbeitssieg beim TSV Rohr. „Relativ unspektakulär“ nennt der Trainer Sascha Blessing die Darbietung der Seinen, ob der gleichzeitigen Niederlage des wohl größten Rivalen im Titelrennen „aber mit Sahnehäubchen“.
Zur Pause lagen die Plattenhardter selbst noch hinten, schlugen dann aber innerhalb von nur 120 Sekunden zweimal kühl zu. Auch für sie bereitete ein Youngster den Weg: Mark Hörz bereitete erst für seinen Teamkollegen Mikail Gümüssu mit vor, dann wuchtete er den Ball selbst mit der Stirn ins Netz. Vergessen damit seine vergebenen Chancen aus Hälfte eins, als der 22-Jährige unter anderem per Fallrückzieher an der Querlatte gescheitert war. „Das wäre das Tor des Jahres gewesen“, sagt Blessing, während demgegenüber dem Rohrer Fußballchef Holger Schroeder nur ein schulterzuckendes Fazit bleibt. „Unsere Mannschaft hat gegen den neuen Tabellenführer ein hervorragendes Spiel gemacht“, lobt er, „doch zwei einzige Unkonzentriertheiten haben dann zur Entscheidung gereicht.“ Hinzu kommt eine anhaltenden Personalnot des eigenen Teams. Die neuesten Sorgenfälle: Nils Jakobs schied nach einem Sturz auf die Schulter aus. Und der Ex-Kapitän Kai Hauner hat sich bis auf Weiteres ausgeklinkt, nachdem er zum zweiten Mal Vater geworden ist. Was Verletzungspech betrifft, kommt die Hiobsbotschaft des Wochenendes indes vonseiten der Spvgg Cannstatt. Für deren bisherigen Topscorer Raffaele Napolitano endete der Spieltag im Krankenhaus. Nach einem Zusammenprall mit dem gegnerischen Keeper war der 20-Jährige schmerzverzerrt liegen geblieben. Auch in seinem Fall die Schulter – und zwar ausgekugelt. „Die Hinrunde dürfte für ihn gelaufen sein. Damit haben wir unseren Sieg teuer bezahlt“, ächzt der Vater und Trainer Carmine Napolitano. Es war dies der große Wermutstropfen in einen Spielverlauf, der ansonsten eigentlich zu Freudensprüngen berechtigte.
Beim SC Stammheim machten die Neckarstädter in der Nachspielzeit aus einem 1:2 noch ein 3:2. Der für den Napolitano-Filius eingewechselte Aimar Lizoain Garayoa schockte die sich bereits im Ziel wähnenden Gastgeber, indem er kurz vor Ultimo erst mit einem Außenristschlenzer glänzte und dann einen Musterpass auf den Angreifer Behar Hasanaj spielte. Zwei späte Streiche, die in der Summe allerdings durchaus das Geschehen widerspiegelten. Dass die Stammheimer Gastgeber zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Rennen waren, hatten sie allein einem Spieler zu verdanken: Der Torhüter Steffen Scheck hatte die Cannstatter Stürmer zuvor in Serie zur Verzweiflung gebracht.
Kommentar seines Trainers Giannicola Bellarosa: „Er hat uns im Spiel gehalten.“ Dass die Partie dann letztlich doch noch kippte, passt freilich zur aktuellen Situation der Nord-Stuttgarter. Andy-Brehme-Gedächtnisphase sozusagen. Wie hatte es der 1990er-Weltmeister einst formuliert? „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ Unterwegs war Bellarosa ohne acht Stammspieler. Außer den Langzeitausfällen hat es nun auch noch Tom Schneider (Fersenprellung), Lionel Schmidt (Zerrung) sowie erneut Matthias Kassaye (Magen-Darm-Grippe) erwischt. Über den Spieler des Spieltags lässt sich indes trefflich streiten. Eben Bellrosas Tausendsassa zwischen den Pfosten, der erwähnte Scheck? Oder doch eher der Mann, der in der Liga weiterhin trifft und trifft und trifft? Die Rede ist von Ali Karsli, dem Torjäger der Sportvg Feuerbach. Der schnürte beim 6:3 gegen den SV Sillenbuch seinen nächsten Dreierpack. Insgesamt steht er nun bei bereits 15 Saisontoren, womit er in der Schützenliste den bislang führenden Plattenhardter Fatih Özkahraman überrundet hat. Spieljahrübergreifend hat Karsli bei 35 Ligaeinsätzen für seinen Club gar 39-mal eingenetzt, im Schnitt also öfter als einmal pro Partie.
„Eine echte Hausnummer. Das hat schon Rapha-Hahn-Züge“, sagt sein Trainer Rocco Cesarano und wählt so den Vergleich mit dem Rekordknipser der Staffel, der mit dem MTV Stuttgart inzwischen in die Landesliga aufgestiegen ist. Cesaranos Einschätzung: „Er ist ein Glücksfall für uns.“ Ein Hurra auf jenen Tag im vorigen Jahr, als der im Odenwald beheimatete 30-Jährige beschloss, beruflich bedingt nach Stuttgart zu ziehen.
Erwähnenswerte Zugabe: Aktuell schlug in seinem Fahrwasser für den Tabellenvierten dann auch noch ein Mitstreiter dreifach zu. Das Eigengewächs Marin Pranjic wandelte nach seiner Einwechslung auf Karsli-Spuren, zum Leidwesen des Gegners Sillenbuch. Jenen hat nach seinem vorangegangenen ersten Saisonsieg sogleich wieder die harte Realität eingeholt. „Jetzt“, weiß der Gäste-Co-Trainer Nico Hering, „müssen wir am nächsten Sonntag unbedingt gewinnen.“ Dann heißt im Kellerduell der Gegner SGM ABV/TSV 07 Stuttgart – der einstweilen seinerseits den nächsten Dämpfer erhalten hat. Nach dem 0:2 gegen den TSV Musberg, dem siebten Punktspiel in Serie ohne Sieg, versuchen es die Degerlocher mit einem Ablenkungsprogramm:. „Es gilt, die Köpfe frei zu bekommen“, sagt der Co-Trainer Alexander Schreck, der selbst Aufmunterung nötig hat: Auf dem feuchten Kunstrasen rutschte er am Sonntag in seiner Hauptrolle als Innenverteidiger zweimal weg. Beim ersten Mal nutzte Lukas Zug seinen Patzer zur Gästeführung, beim zweiten Ausrutscher sah Schreck für eine folgende Notbremse die rote Karte.
Auf der Gegenseite hat der Interimstrainer Denis Kühnle Mitleid mit seinem Gegenüber und gleichzeitig mit seinem Keeper Hannes Fischle, der zuvor ebenfalls wegen einer Notbremse des Feldes verwiesen worden war. Diese Aktion war aus Kühnles Sicht nicht ganz so eindeutig: „Ein unglücklicher Zusammenprall, zudem hatten wir noch einen Verteidiger zur Absicherung. Da hätte es auch Gelb getan“, sagt er. Mit dem Sieg haben sich die Musberger zur Abstiegszone etwas Luft verschafft. Ebenso Aufatmen bei Türkspor Stuttgart. Vor vier Wochen noch punktloses Tabellenschlusslicht, haben die Wahl-Cannstatter ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Mannschaft nach dem kompletten personellen Umbruch findet“, sagt der Spielleiter Tarkan Bucak nach dem 4:2 beim TSV Münster, dem dritten Sieg aus den vergangenen vier Partien. Zudem hat sich die Elf um den zweifachen Torschützen Elia Macrovassilis für einen Fairnesspreis empfohlen. Als der Schiedsrichter den gegnerischen Akteur Ferid Schauki Djelassi mit Gelb-Rot vom Rasen schicken wollte, wiesen die Gäste den Unparteiischen auf einen Fehler hin. Der „Sünder“ war noch gar nicht mit Gelb vorbelastet.
Stefan Schuon, der Münsterer Trainer, ist derweil bedient. „Natürlich haben wir im Moment ziemliche personelle Probleme“, sagt er, „aber diese Vorstellung von uns war in jeglicher Hinsicht einfach unterirdisch.“ Ganz unten in der Tabelle steht gleichwohl nach wie vor ein anderer, nämlich die SG Untertürkheim. Deren Tief hält mit einer 1:6-Heimniederlage gegen den SV Vaihingen an. Immerhin aber haben die Verantwortlichen inzwischen eine Trainerlösung bis zur Winterpause gefunden, nachdem der bisherige Amtsinhaber Roger Bay wie berichtet hingeworfen hat. Uwe Wittmann (vergangene Saison Trainer der zweiten Mannschaft) und der Spieler Marc Rottmeir übernehmen bis auf Weiteres die Verantwortung. Wie es dann im neuen Jahr weitergeht, will man im Verein in den kommenden Wochen besprechen. Zudem wurde der Trainingsbetrieb von erster und zweiter Mannschaft zusammengelegt, um so eine höhere Beteiligung zu gewährleisten. Bay war teilweise mit lediglich sechs, sieben Spielern dagestanden. Ein weiterer Hoffnungsfunke: Bevor steht offenbar die Rückkehr der Angreifer Kevin Schmieg und Marco Miniussi, die beruflich beziehungsweise privat bedingt pausiert haben. „Wir haben die Qualifikation für die neue Bezirksliga noch nicht ganz abgeschrieben“, sagt der Spielleiter Andreas Piplikakis. Im besten Fall reicht dafür der elfte Platz.
Am Sonntag hatte die sportliche Neuausrichtung jedoch noch keine Auswirkungen. Trotz einer frühen 1:0-Führung stand am Ende die nächste Schlappe. „Der Rückstand hat uns wach gerüttelt“, sagt der Vaihinger Trainer Kai Liedtke, der sich besonders über den Doppelpack von Fabijan Krpan (mittlerweile acht Tore) freut. Der 19-Jährige war ein weiterer Youngster, der an diesem Spieltag zu überzeugen wusste. Ansonsten: siehe oben, TSV Bernhausen.